Minolta 58mm f/1.2

Das 50 Jahre alte Bokeh Monster

Fotografie
von Tom
19. November 2022

Objektive mit großer Lichtstärke sind schon beeindruckend nicht nur was das Gewicht angeht. Dieses ca. 50 Jahre alte Minolta MC-X Rokkor 58 f/1.2 (1973) wiegt mit Adapter immerhin 550g. Und es sind nur 58mm Brennweite! Dieses Objektiv wurde Meldungen zu Folge bereits 1968 auf der Fotokina in Köln das erste Mal vorgestellt und wird bis heute wegen seines weichen Bokehs und abgeblendet mit schöner Schärfe sowie Farbwiedergabe gehyped….

Blende 1.2
Minolta 58mm 1:1.2

Die Leistung des MC 1.2/58 mm wird auch an modernen, hochauflösenden Kameras gelobt. Bei Offenblende zeichnet das Objektiv sehr weich und das Bokeh ist cremig-weich. Aufgrund dieser Eigenschaften entstehen charakteristische und eigenständig wirkende Portraits. Abgeblendet ab f4.0 (siehe Fotos) ergibt sich eine gute Detailschärfe, die selbst für das 33MP Vollformat bequem ausreicht. Durch eine grosse und dicke Linse aus höchstbrechendem Sonderglas hat das MC 1.2/58mm einen leichten Gelbstich, der sich aber auf die Bilder nicht niederschlägt.

Unschärfe und Schärfe

Before After
Vergleich Blende 1.2 und 4.0
Vergleich Blende 1.2 und 4.0

Wie die Testaufnahmen zeigen, wird bei Blende 1.2 das Bild sehr weich. Ein schöne Umschreibung dafür ist der s.g. „classic look“. Das Objektiv ist bei voller Öffnung also gut für Portraitaufnahmen zu benutzen. Ich sehe hier auch einen gewissen „Gloweffekt“, der das Objekt im Vordergrund weich mit dem Hintergrund verschmelzen läßt. Wer also hier knallharte Übergänge bzw. Freistellungen sucht , wird mit diesem Objektiv nicht glücklich. Durch Abblenden läßt sich dieser Effekt in Richtung klare Kontraste deutlich verbessern…

Lensflares und CAs

Die Beschichtung von historischen Objektiven kann natürlich nicht zu Bildleistungen führen, wie es moderne Linsen schaffen. Deutliche CAs bei Offenblende (siehe Schachtgerüst weiter oberhalb) sind die Folge. Sie können sowohl durch Bearbeitung z.B. in Lightroom oder Abblenden gut kompensiert werden.

LensflaresAuch Lensflares sind deutlich, je nach Einfallwinkel der Lichtquelle. Andererseits können sie auch gestalterische Elemente im Bild sein.

Lensflares

 

Mit acht Blendenlamellen sind auch keine überragenden Sonnensterne zu erwarten.

Muß es immer "knack scharf" sein?

Tulpenpracht
Dreamy….Tulpenpracht

Auch eine Frage, die ich mir immer dann stelle, wenn ich diese alten „weichen“ Scherben an der Kamera habe. Oder wozu ist eine große Lichtstärke gut, wenn ich für scharfe Bilder ohnehin abblende? Ich denke diesen „dream“ Effekt kann man gestalterisch nutzen bei Portaits, Nahaufnahmen oder andere phantasievolle Exponate…. Also überall dort, wo keine Schärfe gewollt ist!

Meine Meinung und eine Alternative

Alte Objektive sind häufig eine fotografische Herausforderung hinsichtlich erfolgreicher Nutzung und sie öffnen uns kreative gestalterische Optionen. Deshalb sind sie eine Alternative zu modernen und vollautomatischen Gadgets. Wie schon im Titel gesagt, birgt das Objektiv eine sehr weiches Bokeh. Richtig eingesetzt können sich tolle Fotos damit ergeben. Abgeblendet entstehen außergewöhnliche scharfe und farbrealistische Bilder.

Die Nachfrage macht auch bei diesem Objektiv den Preis am Markt. Du findest Angebote in der E-Bucht ab ca. 300€ aufwärts.  Alternativen gibt es mit 55mm Brennweite z.B. ebenfalls von Minolta und Pentax, allerdings mit etwas geringerer Lichtstärke. Dafür sind die Preise auch deutlich moderater und die Abbildungsleistung ist mindestens genauso gut. Naja, das Bokeh ist halt nicht so weich…..