Mit dem Voigtländer Color Skopar 50mm f/2.2 VM auf Ostsee-Rundreise
Wieder mit der Leica M10 unterwegs…
Im April war ich mit leichtem Gepäck auf großer Tour rund um die Ostsee unterwegs. Die Route führte mich durch sieben Städte: Warschau, Vilnius, Riga, Tallinn, Helsinki, Stockholm und Kopenhagen. Begleitet hat mich auf dieser Reise ein kompaktes, manuelles Objektiv, das mich schnell in seinen Bann gezogen hat: das Voigtländer Color Skopar 50mm f/2.2 VM.
In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen mit dem Objektiv an der Leica M10 teilen – in der praktischen Anwendung und mit einem kleinen geschichtlichen Rückblick auf die traditionsreiche Serie der Skopare. Natürlich werden einige Bildbeispiele aus verschiedenen fotografischen Bereichen nicht fehlen.
Ein Klassiker im Taschenformat – Das Color Skopar 50mm f/2.2 VM
Das Color Skopar 50mm f/2.2 gehört zur modernen, aber klassisch inspirierten Objektivreihe von Voigtländer. Die Skopare blicken auf eine lange Geschichte zurück – erstmals tauchte der Name bereits in den 1920er-Jahren auf. Heute verbindet er nostalgisches Design mit zeitgemäßer optischer Leistung. Das 50mm f/2.2 ist dabei besonders interessant, weil es gezielt an die kompakte Bauweise der klassischen Schraubgewindeobjektive (LTM) anknüpft, aber im modernen VM-Mount (Leica M-Bajonett) angeboten wird.
Die Abbildungsleistung ist kontrastreich, farbneutral und angenehm „analog“ – mit einem leichten Hauch von Charakter, wie man ihn bei vielen modernen, perfektionierten Objektiven eher vermisst.
Technische Daten des Voigtländer Color Skopar 50mm f/2.2 VM
Merkmal | Details |
---|---|
Brennweite | 50 mm |
Lichtstärke | f/2.2 |
Kleinste Blende | f/16 |
Blendenlamellen | 10 |
Naheinstellgrenze | 0,5 m |
Filtergewinde | 43 mm |
Gewicht | ca. 135 g |
Länge | ca. 30 mm |
Bajonett | VM-Mount (Leica M) |
Fokussierung | Manuell |
Bauart | Vollmetallgehäuse |
Aktueller Marktpreis | ca. 549 – 649 € (Stand April 2025) |
Historische Entwicklung der Voigtländer Skopar-Objektive
1. Ursprung der Marke „Skopar“ (1930er Jahre)
Der Name „Skopar“ stammt von den klassischen Vierlinser-Objektiven in Tessar-Bauweise, die Voigtländer in den 1930er Jahren entwickelte.
- Optische Formel: vier Linsen in drei Gruppen
- Gute Abbildungsleistung bei kompakter Bauweise
- Namensherkunft vermutlich von „skopein“ (griech. für „sehen“)
2. Skopare in der Nachkriegszeit
In den 1950er- und 60er-Jahren war „Skopar“ ein populärer Name für Objektive an Kompaktkameras wie der Vito-Serie oder der Bessa.
- „Color-Skopar“ = für Farbfotografie optimiert
- Preisgünstige Alternative zu Nokton oder Heliar
- Überdurchschnittliche Bildqualität für den Alltag
3. Renaissance der Skopare in der Cosina-Ära (ab 1999)
Seit 1999 produziert Cosina unter dem Namen Voigtländer neu gerechnete Objektive – u.a. für Leica M.
- Neuauflage klassischer Skopar-Designs: z. B. 35mm f/2.5, 21mm f/4
- Kompakt, mechanisch hochwertig, retro-inspiriert
- Moderne Optik – klassische Namensgebung
4. Das Color Skopar 50mm f/2.2 VM – eine Hommage mit eigenem Charakter
Das 2022 vorgestellte Objektiv ist eine Neukonstruktion mit kompaktem Design für das Leica M-Bajonett.
- Moderne optische Leistung mit klassischer Haptik
- Moderate Lichtstärke (f/2.2) für Kompaktheit
- Bewusst schlicht, aber hochwertig
Warum dieses Objektiv für die Reise?
Auf Reisen zählt für mich vor allem: leicht, unauffällig, solide und leistungsfähig. Und genau hier punktet das Color Skopar.
Kompakt und unaufdringlich: Die geringe Größe sorgt dafür, dass die Leica M10 samt Objektiv selbst in der Jackentasche Platz findet.
Unauffälligkeit in der Streetfotografie: Gerade in den Innenstädten von Riga oder Kopenhagen habe ich es geschätzt, nicht als „Fotograf mit Ausrüstung“ aufzufallen.
Optische Leistung bei Tageslicht: Bei durchgängig sonnigem Wetter im April war die Lichtstärke von f/2.2 vollkommen ausreichend. Die Bilder sind gestochen scharf, mit angenehmem Mikrokontrast und einem subtilen, fast filmischen Rendering.
Einsatzgebiete auf der Reise
Im Laufe der Reise habe ich das Objektiv in verschiedenen Genres getestet. Die Ergebnisse Eine kleine Erbegnisreihe findest du oberhalb:
🏛 Architektur- und Landschaftsfotografie
Von den klassizistischen Fassaden in Vilnius bis zu den modernen Hafenansichten in Helsinki – das 50mm hat alles souverän gemeistert.
Die Bildwirkung ist eher dokumentarisch-neutral, mit einer schönen Zeichnung in den Details.
📸 Streetfotografie
In Warschau und Riga konnte ich das Leben auf den Straßen unauffällig dokumentieren.
Besonders gefallen hat mir das weiche Bokeh bei f/2.2, das den Motiven Tiefe verleiht, ohne aufdringlich zu wirken.
🌍 Reiseberichterstattung
Für Stadtansichten, Marktszenen oder spontane Porträts war das 50mm eine universelle Lösung.
Ich habe selten das Gefühl gehabt, mehr Weitwinkel oder Tele zu brauchen – die Einschränkung hat eher zur Konzentration geführt.
Fazit – Ein „stiller“ Held
Das Voigtländer Color Skopar 50mm f/2.2 ist kein spektakuläres Objektiv im klassischen Sinne – kein extremes Bokeh-Monster, kein High-End-Apochromat. Aber genau das macht seinen Reiz aus. Es ist ein Begleiter, der nicht stört, nicht auffällt, aber zuverlässig liefert. Für meine Art der Fotografie – reduziert, beobachtend, entschleunigt – ist es wie gemacht.
Zusammengefaßt also…. – keine Retro-Kopie, sondern ist eine zeitgemäße Neuinterpretation eines legendären Objektivtyps.