Auswahl Nifty Fifty

Nifty Fifty – Normalbrennweiten 50 mm

Fotografie
von Tom
27. März 2020

Back to the roots 

Über 50mm Objektive ist schon viel gesagt und noch mehr geschrieben worden. Kaum ein Fotograf kann sich dieser Brennweite entziehen. Im Englischen wird diese Brennweite gelegentlich etwas abschätzig als „Nifty Fifty“ bezeichnet – wohl deshalb, weil es das Standardobjektiv von analogen Kleinbildkameras ist (war?). Und jeder damit fotografierte. Der Blickwinkel horizontal von 45º entspricht zwar nicht (wie immer fälschlicherweise behauptet wird) dem menschlichen Sichtfeld, sondern bewahrt Größenverhältnisse und wirkt eher unaufgeregt. 

Meine erste Kamera als Jugendlicher war eine Agfa Silette (Ende der 60iger Jahre) – natürlich mit 50mm Festbrennweite. Auch in der heutigen digitalen  Zeit, in der sich die Hersteller mit Pixelmonstern und  überfrachteten Kameramenüs überbieten, reizt es mich „alte Scherben“ vor die digitale Kamera zu schrauben und damit erstaunlich gute Ergebnisse zu erzielen und die  physikalischen Möglichkeiten im Spannungsdreieck Blende – Zeit – Empfindlichkeit auszuspielen…. Alle alten manuellen Objektive kommunizieren nicht mit der Kamera, dennoch läßt sich mit Iso- oder Zeitautomatik je nach Einsatzgebiet gut arbeiten. Für bewegten Motive ist etwas Übung gefragt und der Ausschuss ist höher. Dennoch macht das Fotografieren damit mächtig Spaß. Alle hier gezeigten Fotos wurden mit Sony 7 MII/III/R Vollformat Bodys gemacht. Also back to the roots!

Nifty Fifty Liste

Die Kandidaten

Wenn ich auf inzwischen fünfzig Jahre Spaß an der Fotografie zurückblicke, dann ist die Faszination immer noch da – eine Kamera mit einem Objektiv in der Hand zu spüren und damit die Welt zu sehen. Die vier oben abgebildeten Festbrennweiten zwischen 50mm und 55mm sind allesamt für Kleinbildkameras gebaut und zwischen 1970 (Asahi Super Takumar) und 2019 (Zeiss Sonnar) gebaut. Es handelt sich um diese Objektive:

  1. Leica Summicron M 2/50 Canada
  2. Minolta MD 2/50
  3. Super Takumar 1.8/55
  4. Zeiss Sonnar 1.8/55

Leica Summicron M 2/50 Canada

Die Summicrone von Leica sind seit rd. 60 Jahren am Markt und sind seitdem in verschiedenen Brennweiten und unterschiedlichen Kameraanschlüssen auf den Markt gekommen. Festbrennweiten im allgemeinen und Leica Objektive im Besonderen bauen klein und haptisch angenehm. Der besonderer Reitz bei Leica liegt in der kleinen Bauweise und Verarbeitung  bei (sehr) guter Abbildungsleistung. Diese Vorteile von Festbrennweiten (im Vergleich zu Zoomobjektiven) sind auch der Grund dafür, dass ich an der Sony Vollformatkamera überwiegend Festbrennweiten nutze. 

Qualität

Wie nicht anders gewohnt ist die Haptik des Leica Objektives sehr gut. Das Objektiv liegt wie ein Ei in der Hand sowie ausgewogen und kompakt an der Kamera. Auf Grund des geringen Auflagemaßes von Leica M Objektiven, fällt der Adapter sehr schmal und leicht aus. Äußerlich unterscheiden sich die Canada- und Deutchlandproduktion des Objektives (bis auf die Aufschrift „Canada“) nicht. Auch die optische Konstruktion ist wahrscheinlich gleich. Allerdings befinden sich in den Canada Objektiven Kunststoffteile, die bei unsachgemäßer Handhabung brechen können. 

An der Bildqualität gibt es nichts auszusetzen. Die Fotos der Blumen sind mit Offenblende gemacht. Schärfe- und Lichtabfall zu den Rändern sind da, aber nicht auffällig.

Before After

Bildervergleich bei Offenblende im Nahbereich. Links  ein Takumar 1.4/50mm, rechts das Summicron 2/50mm. Die Schärfe in der Mitte und Farbwiedergabe sind excelent – auf beiden Bildern.

Fazit

Das Objektiv schmeichelt der Hand und liefert scharfe Bilder  über den gesamten Bild- und Blendenbereich. Klein, leicht und kompakt hat es in jeder Fototasche Platz. Einzig allein der Preis, der für ein vierzig Jahre altes Standardobjektiv aufgerufen wird (ca. 500€, Canada Version), ist hoch. Denn andere Väter haben auch schöne Töchter…..

Minolta MD 50/2.0
Minolta MD III 50 2.0

Minolta MD 2/50

Minolta hat in den 70iger Jahren drei Versionen auf den Markt gebracht. Hier handelt es sich um die letzte und dritte Version mit 49mm Filterring und ca. 150g Gewicht. Ein Leichtgewicht – das verwundert nicht, sind doch Einstellring und Gehäuse aus Plastik. Bezogen auf Form und Haptik ist dieses Objektiv ein häßliches Entlein im Vergleich zum obigen Leica Objektiv. Aber…….

Das Objektiv liefert überraschend gute Schärfe bereits offenblendig. Es ist als 50mm Objektiv kein ausgemachtes Portraitobjektiv sondern eignet sich mehr für Landschafts- oder Streetfotografie. Das Bokeh ist etwas unruhig im Blattwerk aber nicht unattraktiv. Auch Distorsion/Verzerrung ist kein Thema und nicht wahrnehmbar. Chromatische Aberrationen (CA) habe ich nicht festgestellt. Auffallend gut ist auch die Schärfeverteilung über den gesamten Bildquerschnitt bei Offenblende. (siehe Unten)

Fazit

Der erste Eindruck täuscht! Diese alte Festbrennweite ist bereits offenblendig scharf bis an die Bildränder. CAs und Verzerrungen sind gut korrigiert. Dieses Objektiv ist so etwas wie ein „Hidden Champion“ – klein, leicht, gute Schärfe und bei Ebay für 50€ zu haben. Die Aufnahmen sind qualitativ gleichwertig z. B. mit dem Leica Summicron 2/50 und besser(!) als das lichtstärkere Schwesterobjektiv MD 1.4/50mm. Also klare Empfehlung von mir! Hierzu gibt es ein sehr interessantes Review von Phillip Reeve – seinen Eindruck kann ich bestätigen!

Super-Takumar 55/1.8
Pentax Super-Takumar 55/1.8

Super-Takumar 55/1.8

Die Pentax Takumare sind m.W.  alle mit einem Aluminiumgehäuse versehen. Fokus- und Blendenring sind griffig mit einem Wellenschliff versehen. Es hat sechs Blendenlamellen, daher entstehen keine anschaulichen Blendensterne. Meiner Ansicht nach typisch für älteren Objektive mit wenig Blendenlamellen. Es ist übrigens mir Adapter das „Schwergewicht“ in dieser kleinen Quadrologie. Kühles (cooles!) Metall – man hat was in der Hand….

Fazit

Pentax Takumare sind bekannt für ihre gute Verarbeitung. Sie liegen gut in der Hand und sind robust. Das Bokeh ist trotz der recht guten Lichtstärke auch offenblendig noch nicht ganz rund sondern bleibt leicht eckig. Es wirkt unruhig – dank der sechs Blendenlamellen. Für Landschaftsaufnahmen ist das Objektiv gut geeignet, bildet scharf bis in den Randbereich und die Farben natürlich ab.

Zeiss Sonnar FE 55/1.8
Sony SEL55FE18z

Zeiss Sonnar – SEL55F18z

Im Vergleich zu den anderen Kandidaten ein modernes Objektiv mit Autofokus und -blende. Ohne Gegenlichtblende mit 281g ebenfalls ein Leichtgewicht. Der Körper ist aus Aluminium gefertigt mit innenliegender Fokussierung. Allerdings ist Focus by Wire nicht jedermanns Sache und es fehlt ein Schalter zur Abschaltung des Autofokus.

Die Fokussierung ist leise sowie präzise und eignet sich gut zur Aufnahme von Videos. An einem APS-C Body entspricht die äquivalente Brennweite  ca. 85mm und eignet sich hervorragend zur Portraitfotografie. Laut Sony ist es staub- und feuchtigkeitsgeschützt, allerdings ohne Kunststoffring am Bajonett(!). Ob das ausreichender Schutz ist…?

Before After

Landschaftsbild mit Nachbearbeitung – Schärfe, Kontrast, Farbanhebung

Fazit

Das Objektiv ist handlich und gut an der Kamera ausbalanciert. Es stellt schnell, leise und treffsicher scharf. Es ist gut verarbeitet. Lensflairs sind gut kompensiert, wenn auch in schwierigen Lichtsituationen nicht ganz zu vermeiden. Bei Vergrößerungen sind LoCAs wahrnehmbar. Manuelle Fokussierung ist auf Grund Fokus by Wire gewöhnungsbedürftig. Das Objektiv kostet gebraucht rd. 500€ (Ebay).